Orthodoxes Leben

Die wichtigsten Aspekte des orthodoxen Glaubens werden ebenso, wie bei der evangelischen oder der katholischen Kirche, in xs Glaubensbekenntnis (Nizäa/Konstantinopel :325/381) mit einbezogen. Außerdem haben alle orthodoxen Kirchen
weltweit die gleiche Glaubenslehre, die gleiche Organisation oder das gleiche Kirchenrecht, unabhängig ob sie den nationalen Kirchen zugehörig sind, wie die rumänisch-orthodoxe Kirche oder ob sie zu den alten Patriarchaten, wie dem
Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel, gehören.
In der orthodoxen Kirche wird sehr großer Wert auf die sieben Sakramente/Mysterien (Taufe, Firmung, Kommunion/Eucharistie, Beichte, Eheschließung/Krönung, Priesterweihe und Krankensalbung), das Fasten, die Verehrung der Heiligen,
die Ikonen und deren Bedeutung gelegt.
Die Kirchengebäude sind jeweils Richtung Osten ausgerichtet und in vier Gebäudeteile gegliedert:
– der Vorraum im Westen,
– das anschließende Kirchenschiff (Naos),
– am östlichsten Ende folgt der Platz für die Chöre vor der Bilderwand (Ikonostase),
– und dahinter angrenzend der Altarraum.
Jeder Gebäude- und Bauteil hat auch einen überlieferten symbolischen Gehalt:
– Die zweiflügeligen Eingangstüren im Altar erinnern an das Alte und das Neue Testament.
– Der Vorraum im Westen stellt die Finsternis dar und war früher für die noch nicht getauften Gläubigen/Katechumenen bestimmt. Hier befindet sich auch der erste Ikonentisch, der in den meisten Fällen unmittelbar hinter dem Eingang
in das Naos liegt. Auf dem Tisch ruht die Ikone des Kirchenpatrons, jenes Heiligen, dem das betreffende Gotteshaus geweiht ist.
– Der mittlere Bereich der Kirche steht für die Erde. Dieser wird durch die erhöhte Bilderwand (Ikonostase) vom Altarraum getrennt. Im Naos befinden sich vor der Ikonostase zwei weitere Ikonentische: rechts ein Tisch mit einer Ikone
mit Jesus Christus und links ein Tisch mit einer Ikone der Gottesmutter mit dem Kind.
– Der Altarraum ist der wichtigste Teil des Gotteshauses, er symbolisiert das Paradies und wird als heiligster Ort angesehen. Im nördlichen Teil des Altarraumes liegt der Rüsttisch, wo die Gaben (Brot und Wein) für den Gottesdienst
vorbereitet werden. Im südlichen Bereich liegt die Sakristei, in der Gegenstände für den Gottesdienst aufbewahrt werden. Der Altarraum darf in der Regel nur von Geweihten/Kleriker (Priestern, Diakonen etc.) betreten werden. Der Zugang
zu diesem Bereich ist allen Laien – sowohl Männern als auch Frauen – prinzipiell untersagt.
– Jedoch werden für bestimmte Arbeiten im Altarraum Ausnahmen zugunsten männlicher Laien/Ministranten gemacht. Nur im Zuge der Einweihung der Kirche dürfen alle Laien, Männer und Frauen, diesen Raum betreten.
Die Kirche und die Ikonen werden als Fenster zur „himmlischen Wirklichkeit“ betrachtet.
Normalerweise gibt es in orthodoxen Gotteshäusern nur wenige Sitzgelegenheiten, da angenommen wird, dass man sich im Stehen viel respektvoller gegenüber Gott zeigt. Die wenigen Ausnahmen bilden der Bischofsthron und die an den Wänden
des Naos befindlichen Kirchenstühle, welche für alte und gebrechliche Menschen vorgesehen sind.
Die orthodoxe Kirche unterscheidet zwischen zwei Arten von Gottesdiensten: den gemeinschaftlichen Gottesdiensten und den speziellen Gottesdiensten.
• Die allgemeinen Gottesdienste werden hauptsächlich in der Kirche zelebriert und ihr Beginn wird durch die Kirchenglocken verkündet. Allgemeine Gottesdienste sind: Vesper (Abendgottesdienst), Frühgottesdienst/Orthros, Akatisthen,
die Heilige/Göttliche Liturgie.
• Die speziellen Gottesdienste werden ebenfalls in der Kirche zelebriert, können aber auch an anderen dafür geeigneten Orten stattfinden. In begründeten Fällen sind diese auch in den Häusern der Gläubigen möglich. Spezielle Zeremonien,
welche je nach Bedarf stattfinden, sind: Haussegnung, Totengedächtnisgottesdienst, Wasserweihe, Gebete für die Kranken usw.
Für die Orthodoxen Christen sind kirchliche Feiertage sehr wichtige Ereignisse und zu diesen besonderen Gelegenheiten wird in vielen Kirchengemeinden der Brauch aufrechterhalten, dass auf den Feldern oder zu Hause nicht gearbeitet
wird. Die dadurch frei gewordene Zeit sollte in der Regel für den Besuch des Gottesdienstes genutzt werden.
Wie auch in anderen Konfessionen, muss zwischen kalendarisch beweglichen und kalendarisch unbeweglichen Feiertagen unterschieden werden. Die beweglichen Tage sind an das Fest der Auferstehung Christi gebunden und da das orthodoxe
Osterfest immer auf die Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche (am Sonntag nach dem ersten Vollmond) ausgerichtet ist, fällt dieser Sonntag nicht jedes Jahr auf das gleiche Datum. Zu den beweglichen Feste gehören: Palmsonntag, Christi Himmelfahrt,
Pfingsten. Unbewegliche Feiertage sind z.B.: Kreuzerhöhung (14.9), Geburt Christi – Weihnachten (25. 12), Beschneidung des Herrn (1. Jänner), Epiphanie oder Taufe des Herrn (6. Jänner), Verklärung des Herrn (6. August), aber auch
Heiligenfeste: Hl. Nikolaus (6. Dez.), Hl. Johannes der Vorläufer und Täufer des Herrn (7. Jänner), Hl. Apostel Andreas (30. Nov.), Hl. Georg (23. April), Hl. Erzengel (8. Nov.), Hl. Apostel Petrus und Paulus (29. Juni), Hl. Konstantin
und Helena (21. Mai), Hl. Paraskeva (14. Oktober) etc.
In der orthodoxen Kirche hat das Fasten eine wichtige Rolle. Die wöchentlichen Fastentage sind Mittwoch und Freitag, werden aber in gewissen Zeiträumen ausgesetzt (zwischen Weihnachten und Epiphanienfest, in der Woche vor der Osterfastenzeit
und in der Oster- und Pfingstwoche. Weitere Fastentage sind:
– am 5. Januar, dem Vortag des Epiphanienfestes,
– am 29. August, dem Festtag zur Enthauptung von Hl. Johannes dem Täufer,
– am 14. September, dem Festtag der Kreuzerhöhung.
Die vier längeren Fastenzeiten im Laufe des Kirchenjahres sind:
– Fastenzeit zur Geburt Christi: 15. November bis inklusive 24. Dezember,
– Fastenzeit in den acht Wochen vor Ostern: Die erste Woche wird auch als „weiße“ Woche bezeichnet, da in dieser Zeit der Genuss von Milchprodukten gestattet ist.
– Fastenzeit zu den heiligen Aposteln Peter und Paul: Diese Fastenzeit ist abhängig vom Osterdatum unterschiedlich lang.
– Fastenzeit zur Himmelfahrt der Gottesmutter/Maria Entschlafung: 1. August bis 15. August.
Fastentage sind entsprechend der Lehre der orthodoxen Kirche jene Tage, an denen die gläubigen Christen versuchen, sich körperlich und geistig von der irdischen Welt zu entfernen, um Gott näher zu kommen und sich auf die anstehenden
großen kirchlichen Feiertage vorzubereiten.